
Schwerte. Den Kliniken in Nordrhein-Westfalen fehlen im Jahr eine Milliarde Euro zur Finanzierung der zwingend notwendigen Baumaßnahmen und Anschaffungen wie zum Beispiel für moderne, medizinische Geräte. Darauf hatte das Marienkrankenhaus schon Anfang Oktober in einer Aktion vor dem Haupteingang in der Goethestraße aufmerksam gemacht. Doch der Kampf geht weiter.
Investitionsbedarf höher als das Volumen: Protestaktion vor dem Marienkrankenhaus
Bündnis für gesunde Krankenhäuser
Um auf den Missstand Aufmerksam zu machen, haben sich die Kliniken zum „Bündnis für gesunde Krankenhäuser“ zusammengeschlossen. Mit von der Partie ist auch das Versorgungsgebiet 12 – bestehend aus dem Kreis Unna, der Stadt Hamm und dem Kreis Soest. „Alle 19 Krankenhäuser beteiligen sich am regionalen Bündnis“, berichtet Jürgen Beyer, Geschäftsführer des Marienkrankenhaus Schwerte, dass die Finanznot alle Kliniken dazu zwinge, durch solidarische Aktivitäten auf die Schwierigkeiten aufmerksam zu machen.
Probleme gibt es eine ganze Menge. Um den Meinungsaustausch voranzutreiben, lud das Bündnis die Geschäftsführer der Kliniken und die politischen Vertreter der Kommunen, des Landes und des Bundes nach Hamm ins Kleist-Forum ein. Mit von der Partie waren auch Oliver Kaczmarek, SPD-Bundestagsabgeordneter aus dem Kreis Unna, sowie Bürgermeister Heinrich Böckelühr.
Investitionsstau steigt
In einem Impulsvortrag erläuterte Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft NRW, die beim Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Auftrag gegebene Studie zur wirtschaftlichen Lage der Kliniken im Land. „Aufgrund fehlender Mittel in Höhe von über einer Milliarde Euro nimmt der Investitionsstau stetig zu. Krankenhäuser müssen notwendige Baumaßnahmen aufgeben, fällige Ausgaben in die Infrastruktur aufschieben oder mit Geldern aus dem laufenden Betrieb finanzieren. „Da beißt sich dann die Katze in den Schwanz“, erklärte Hein mit Blick auf die politischen Vertreter, dass aufgrund der Unterfinanzierung die gute, regional organisierte Patientenversorgung in Gefahr gerät. Ludgar Risse, Vorsitzender des NRW-Pflegrates, merkte an, dass neben der finanziellen Seite sich auch die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen verändern. Die demografische Entwicklung führe dazu, dass immer älter werdende Patienten sich in den Kliniken behandeln lassen müssen. „Der Pflegebedarf wird wachsen“, mahnte Risse zu Investitionen in bessere Arbeitsbedingungen für die vielen tausend Klinikbeschäftigten.